Ich behalte natürlich Recht. Wie meistens. “Some Fun” ist begeisternder Blues, getragen von einer akustischen Gitarre, einem treibenden Schlagzeug- Backbeat und einem wuchtig produzierten Sound. Hammer! Ein Blues-Bänger mit leichtem Up & Down-Boogie-Groove. Nach der zweiten Strophe kommt der Fingerstyle-Solo unterstützt von einem rollenden “Walking” Bass, der keinen Millimeter Pause zulässt. ”At Least I’ve Had Some Fun” singt er noch, bevor der Song abrupt endet. Ich hatte auf jeden Fall Spass.
Driving Rock’n’Roll-Blues ist danach angesagt. “VFW” donnert wie seinerzeit die schnelleren Rock-Blues-Stücke von Stevie Ray Vaughan. Überhaupt - der Sound ist fast identisch und wie er die Saiten hier im Solo anschlägt und die Noten dann akzentuiert im Flatpicking-Style runterreisst, kommt dem viel zu früh gestorbenen Texaner schon sehr nahe.
Das dritte Stück “I Hope It’s Gonna Rain” fängt an mit ähnlichen Akkorden an wie der 70er Hit “Run Through The Jungle” von Creedence Clearwater Revival. Swamp Blues Feeling, das durch ein Super-Leadgitarren- Solo noch verstärkt wird (und gar nicht überraschend klingt es hier an dieser Stelle nach dem uralten Fleetwood Mac-Song “The Green Manalishi”, als Peter Green noch seine Axt schwang, bevor er Friedhofswärter wurde). In “Lonely Blues” regiert die Slidegitarre und DAMON FOWLER singt hier plötzlich wie Steven Tyler von der Luftschmied-Combo. Im Solo riecht es dann verdächtig nach George Thorogood.
Und auch wenn es dem Leser dieser Zeilen auf die Nerven geht: “James” ist der geistige Bruder des Rolling Stones-Songs “I Got The Blues”. Stimmung und Atmo und vor allem auch der Gitarrenton gleichen hier der alten Aufnahme von der “Sticky Fingers”-Platte, auf der ein gewisser Mick Taylor (einer der besten Gitarristen, den die Stones je hatten, aber das ist eine andere Geschichte) eine sagenhafte Klampfe spielte.
Ein bisschen Johnny Winter gibt’s in “Sugar Lee”. Und in diesem Song fällt mir wieder auf, dass es da ja noch einen Bassisten und einen Drummer gibt, die ihre Arbeit gut und diszipliniert verrichten, damit sich unser DAMON zum Rhythmus-Fundament austoben kann- wohl dem, der über solch eine Truppe verfügt. Wusstet Ihr, dass die besten Blues-Gruppen aus Trios (Johnny Winter, Taste, Stevie Ray Vaughan and Double Trouble, Arvella Gray mit Dr. Music :-)) okay, lassen wir das) bestanden haben?
Die Liste der ungewollten/gewollten Plagiate setzt sich fort. “Sugar Shack” (minimalistische schwergroovende John-Lee-Hooker-Rhythmus-Licks) oder sexy New Orleans Blues a la Allan Toussant in “Third Rate Romance” - wer sich nicht daran stört, hier die Blues-Elite der letzten Jahrzehnte von einem einzigen klasse Musiker durchgekaut zu bekommen, der kriegt mit dieser Platte ein tolles und auch eines der besten Blues-Alben der letzten Monate serviert.
|